Bring mich heim by Wagner Elisabeth

Bring mich heim by Wagner Elisabeth

Autor:Wagner, Elisabeth [Wagner, Elisabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-24T23:00:00+00:00


Kapitel 25

Mia – Darf ich fühlen?

Richtung Rom, Juni 2012

Oh nein, warum hab ich nur gesagt, dass ich mit ihm mitsinge. Ich habe vor einem Jahr mit all dem aufgehört. Das Klavier, welches nun im Wohnzimmer verstaubte, hatte ich das letzte Mal im April 2011 angefasst. So wie vieles andere. Wenn niemand zuhörte, sang ich gerne dazu. Jedoch, nachdem ich vom Krankenhaus damals heimgekommen war, war ich zu müde für alles. Meine Glieder zu steif. Es machte einfach keine Freude mehr. Bis zu diesem Tag hatte ich auch kein richtiges Bedürfnis zu singen.

Ich bemerkte noch nicht einmal, dass ich begonnen hatte. Es fühlte sich so natürlich an. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich in einem Wach-Schlafzustand befand. Die Gitarre lullte mich ein. Wenn Samuel nicht zu singen begonnen hätte, wäre es mir nie aufgefallen. Seine Stimme erschreckte mich. Nicht, weil er nicht singen konnte. Nein, genau das Gegenteil. Der Gesang harmonierte perfekt mit dem Lied, mit dem Instrument. Und zugegebenermaßen klangen meine und seine wie füreinander bestimmt. Deshalb stoppte ich so abrupt.

Es fühlte sich gut an.

Es fühlte sich zu gut an. Ein Gefühl, welches ich nicht mehr kannte. Es überwältigte mich. Ich wusste nicht, wie viel ich von dieser Emotion zulassen konnte. Es machte mir Angst. Seit einem Jahr lebte ich in meiner Blase, aus der ich keinen Ausweg fand. Alles drehte sich immer und immer wieder im Kreis. Mein Alltag. Meine Gedanken. Nur ein Moment und ein Mensch sollten diese Blase zum Zerplatzen bringen. Das machte mir Angst. Ich hatte seit Langem kein normales Leben. Ich hatte Angst, was jetzt alles auf mich zukam. Aber ich musste über meinen Schatten springen und versuchen aus dieser Blase herauszufinden.

Genau darum sang ich mit ihm.

Ich genoss den Klang seiner Stimme. Sie ließ die Haut auf meinem gesamten Körper kribbeln. Ich mochte auch das Gefühl, welches ich in mir spürte. Wärme, Zufriedenheit. Nur mehr als ein Lied war ich noch nicht imstande zu singen. Ich wollte nicht sofort von diesen Emotionen überrollt werden.

»Danke, dass du mit mir gesungen hast.« Samuel lächelte mich zufrieden an. Schüchtern blickte ich ihn an. »Ich glaube, wir sollten das öfter machen. Du hast ein kleines Lächeln während des Singens, welches ich gerne wieder einmal sehen möchte.«

»Ein anderes Mal. Vielleicht ...«, war alles, was ich noch dazu äußerte.

Samuel spielte eine Zeit lang für mich weiter, bis ich schließlich doch einschlief. Irgendwann konnte ich mich einfach nicht mehr wachhalten. Obwohl ich ihm nur allzu gerne beim Musizieren zugehört hätte. Vor allem, nachdem er begann mitzusingen.

Kurz vor Villach weckte er mich wieder auf. Ich war froh, dass er es ohne eine Berührung tat. Er kniete vor mir und sagte minutenlang meinen Namen. »Mia. Aufwachen. Mia Lang, es wird Zeit diese wunderschönen Augen zu öffnen. Mia ...«

Ich war schon längst munter, doch wollte ich einfach nicht meine Augen öffnen. Viel lieber lauschte ich ihm. Blieb dabei regungslos liegen. Irgendwann entkam mir schließlich ein Lächeln.

»Hey, wie lange hörst du mir bereits zu«, fragte er. Ich konnte seinen heißen Atem in meinem Gesicht spüren.



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